Plaque ist ein Biofilm – ein selbsterzeugter Lebensraum von und für Bakterien. Plaque ist die Ursache der verbreitetsten Übel in der Mundhöhle: Karies, Zahnfleischentzündungen und Parodontitis hängen direkt mit Plaque zusammen.

Plaque bildet sich nicht nur auf den Zähnen, sondern auch auf Zahnfüllungen, Implantaten und Prothesen. Die Materialien für Zahnersatz und Rekonstruktionen sollen möglichst biokompatibel sein – und das macht sie leider oft auch durchaus bakterienkompatibel. Bakterielle Biofilme bilden sich auf Kronen und Implantaten aus Porzellan und Keramik, auf den Kunststoffen von Prothesensätteln und sehr gern auch auf Kompositmaterialien, den ästhetischen, praktischen und kostengünstigen Füllungen, die Amalgam schon längst den Rang abgelaufen haben.

Materialien, die Biofilme verhindern

Lässt sich da etwas machen? Könnte man nicht Materialien, Zusätze oder Beschichtungen erfinden, die das Fußfassen von Bakterien auf Füllungen, Rekonstruktionen und Prothesen weitgehend verhindern? Die zahnmedizinische Forschung widmet sich dieser Frage seit einiger Zeit recht intensiv. Herausgekommen sind ein paar erfolgsversprechende Antibiofilm-Kandidaten, von denen ich Ihnen hier die wichtigsten vorstellen möchte.

Antimikrobielle Zusätze für Komposite und Zemente: MPC, Quats, Nanosilber

Von Nanosilber haben Sie vielleicht schon einmal gehört: Die antimikrobielle Wirkung der mikroskopisch kleinen Silberpartikel ist schon lange bekannt. Nanosilber kommt bislang überwiegend in medizinischen Hautcremes und beschichteten Verbandsmaterialien zum Einsatz wird aber (einzeln oder in Kombination mit einem der anderen hier vorgestellten Stoffe) experimentell auch Füllungskompositen, Dentinprimern, endodontischen Spüllösungen und Wurzelkanal-Füllern sowie den Acrylharzen von Prothesensätteln zugesetzt. Auch eine Beschichtung der Bänder und Brackets fester Zahnspangen mit Nanosilber wird erwogen.

Die kurz und salopp Quats oder auch Quams genannten quartären Ammoniumverbindungen sind in Haushaltschemie, Hygiene und Labor keine Unbekannten. Als Biozide und oberflächenaktive Sustanzen werden sie zur Desinfektion in Krankenhäusern und Gastronomiebetrieben ebenso verwendet wie in Weichspülern oder Algiziden für Swimmingpools: Hier verhindern sie die Entstehung der glitschigen Algenbeläge auf den Kacheln.

Die biozide Wirkung von Quats beruht auf ihrer Affinität zu den Zellmembranen von Bakterien und anderen einzelligen Lebewesen. Durch Bindung der Quats wird ihre Hülle leck, und das überleben die Kleinstorganismen nicht lange. Quats wurden bereits Füllungskompositen und Dentinprimern zugesetzt, die daraufhin im Labor hervorragende antibakterielle Eigenschaften zeigten.

Die Abkürzung MPC steht für  2-Methacryloyloxyethylphosphorylcholin. MPC-haltige Oberflächen überziehen sich mit einem Wasserfilm, der die Anheftung von Bakterien enorm erschwert. Während Quats Biozide sind, also Mikroorganismen töten, ist MPC so etwas wie Bakterien-Vergrämung: Die Substanz verhindert lediglich, dass sich die Mikroben auf den Oberflächen niederlassen.

Das Potential von MPC wird aktuell für diverse medizinische Anwendungen untersucht: In Augentropfen, in Wundverbänden und als Beschichtung von medizinischen Implantaten und Prothesen soll der Stoff für sterile Verhältnisse sorgen und Oberflächen schützen. In der experimentellen Zahnmedizin wird MPC einzeln oder zusammen mit Nanosilber Kompositen zugesetzt. Auch in Mundwässern könnte MPC möglicherweise in Zukunft eine Rolle spielen.

Die breite klinische Erprobung steht noch aus

MPC, Quats und Nanosilber: Diese Namen sollte man sich merken. Aber wohlgemerkt: Es gibt bislang fast nur in-vitro- und tierexperimentelle Studien zu den antimikrobiell aktiven zahnmedizinischen Materialien und Zusätzen. Hier liegen zwar sehr ermutigende Ergebnisse vor – aber wann die ersten Anwendungen für den zahnmedizinischen Alltag folgen, ist noch nicht abzusehen.

Wer sorgfältige Zahnpflege und sinnvolle Ernährung schon jetzt mit einer weiteren (vermutlich) sinnvollen Anti-Plaque Maßnahme ergänzen möchte, könnte täglich grünen Tee trinken: Der unfermentierte Tee hat sich in einigen kleinen klinischen Studien bereits als Zahnbelags-Bremse erwiesen, erhöht die Widerstandskraft des Zahnfleisches – und ist ja auch allgemein ein Gesundheitsbonus.


(Foto ©Ander5, shutterstock.com)

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren: Karies und Schmelzerosion – zwei Seiten einer Medaille | Zahnbelag |  Die Zahnsteinentfernung