Wenn alles gut geht

Wenn ein Implantat erfolgreich einheilt – Fachleute sprechen von Osseointegration – gelingt die Reparatur des durch das Einbringen des Implantats entstandenen Knochendefekts und der feste Einschluss des implantierten Metallzylinders in die neue Knochensubstanz. Voraussetzung für ein erfolgreiches Einheilen ist eine hohe Primärstabilität des Implantats, also ein mechanisch fester Sitz im Knochen unmittelbar nach der Implantation.

Verläuft der Einheilungsprozess ungestört, wachsen nach der Verheilung der unmittelbar durch die Operation entstandenen Wunden Osteoblasten – das sind die Knochensubstanz bildenden Zellen – bis direkt an das Implantat heran, heften sich an die Implantatoberfläche und beginnen mit der Bildung von neuem Knochengewebe. Dieses ist zunächst noch weich, wird aber durch Einlagerung von Hydroxylapatit im Laufe einiger Monate zu reifem Knochen ausgehärtet.

Wie lange dauert der Einheilungsprozess eines Implantates?

Bei normalem Knochenwachstum ist die Osseointegration in sechs bis zwölf Wochen so weit fortgeschritten, dass das Implantat meist problemlos belastet werden kann. Bei verlangsamtem, gestörtem Knochenwachstum oder nach knochenaufbauenden Maßnahmen kann die Einheilung aber auch bis zu neun Monate in Anspruch nehmen.

Der Prozess der Osseointegration ist mit der Eingliederung des Zahnersatzes noch nicht am Ende. Die Belastung durch das Kauen bewirkt die weitere Verdichtung des Knochens rund um das Implantat. Je länger ein gut gepflegtes Implantat im Mund ist, desto fester integriert ist es – und desto unwahrscheinlicher wird eine Lockerung.

Wann sind Implantate ausgeschlossen?

Es gibt nicht viele Bedingungen, unter denen Implantate absolut und für alle Zeit ausgeschlossen sind.

Allerdings wird kein Zahnarzt Implantationen in einem unsanierten Gebiss mit aktiver Parodontitis befürworten. Vorrang hat hier die Beseitigung der Kariesherde (siehe „Wie entsteht Karies“ und „Karies„) und die Therapie der Parodontitis durch Antibiose, intensive Zahnreinigung und Sanierung der Zahnfleischtaschen.

Nach einer im Rahmen einer Strahlentherapie durchgeführten Bestrahlung des Kiefers, bei stark immungeschwächten Patienten oder bei einem nicht eingestellten insulinpflichtigen Diabetes kann der Implantologe entscheiden, dass die aufwändige Prozedur aufgrund des hohen Risikos des Implantatverlustes zumindest im Moment nicht zu rechtfertigen ist.

Wir tragen Ihr Risiko mit!

In den meisten Fällen lohnt sich jedoch die Implantation auch dann, wenn Risiken bestehen. Wenn wir nach sorgfältiger Abwägung entscheiden, dass die Operation machbar und viel versprechend ist, nehmen wir Ihnen das finanzielle Risiko ab: Gehen bei MeinZahn gesetzte Implantate innerhalb der ersten drei Monate nach der Implantation verloren, erhalten Sie ein zweites Implantat kostenfrei.

Näheres zu den Risiken in der Einheilphase von Zahnimplantaten

Es gibt eine Reihe von Risiken, die den reibungslosen Ablauf einer Implantatbehandlung während der Einheilphase gefährden können. Aufklärung über diese Risiken ermöglicht den Patienten, eine informierte Entscheidung für oder gegen Implantate zu treffen.

Selbst bei eher ungünstigen Bedingungen kann ein erfahrener Implantologe gute Erfolgsquoten erzielen, zum Beispiel durch begleitende knochenaufbauende Maßnahmen. Eine gute Erfolgsquote bedeutet, dass die Implantate in über der Hälfte der Fälle gut integriert werden. Im Gegensatz zur hervorragender Prognose von Implantaten im”Normalfall” muss in diesen Fällen aber eben ein erhöhtes Risiko einkalkuliert werden, dass die Behandlung misslingt und die Implantate nicht robust einheilen.

Die wichtigsten Risiken für Implantatverluste während der Einheilphase sind:

  • Fortgeschrittener Schwund des Kieferknochens
  • durch Erkrankungen, Medikamente (Cortison, Zytostatika) oder Bestrahlung herabgesetzte Immunabwehr und Zellteilungsaktivität
  • schwere Osteoporose, aber auch die Einnahme bestimmter Krebs- oder Osteoporose-Medikamente (Bisphosphonate), die die Knochendurchblutung und -härte herabsetzen
  • Autoimmunerkrankungen (zum Beispiel rheumatische Erkrankungen)  mit entzündlichen Prozessen in Bindegewebe oder Knochen
  • Gerinnungsstörungen und Anämie
  • Durchblutungsstörungen der Mundschleimhaut, zum Beispiel durch schlecht eingestellten Diabetes mellitus, aber auch durch Nikotinkonsum
  • Antidepressiva (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) wurden in Studien mit einem erhöhten Implantatverlustrisiko in Verbindung gebracht

Was schief gehen kann

In der Einheilphase können Implantate aus verschiedenen Gründen verloren gehen.

Durch Infektionen ausgelöste Entzündungen im umliegenden Zahnfleisch und im Knochengewebe stören die Osseointegration. Solche Infektionen können unerkannt bereits bestehen oder durch langsame Wundheilung und eine geschwächte Immunantwort  begünstigt werden.

Der wichtigste Grund für das Scheitern der Osseointegration ist aber eine nicht gegebene Primärstabilität. Sitzt das Implantat nicht absolut unbeweglich im Kiefer, kann es nicht mit dem Knochen verwachsen.  Primärstabilität wird beispielsweise durch schraubenförmige Implantate oder durch eine Verschienung mehrerer Implantate untereinander erreicht. Bei der Schaffung hoher Primärstabilität sind aber auch Erfahrung und Fingerspitzengefühl des Chirurgen besonders gefragt: Neben primär ungünstiger Knochenqualität können eine unzulängliche Präparation des Hohlraums im Knochen (zu groß, falsche Form, Knochenschädigung durch Überhitzung beim Bohren) oder schlechte Zentrierung des Implantats beim Einsetzen die Primärstabilität gefährden.

Es hat sich gezeigt, dass die Stabilität von Implantaten nicht unmittelbar nach der Operation, sondern erst etwa 14 Tage danach am stärksten gefährdet ist. Eine gewisse Schädigung des Knochens ist durch die Verletzung und Kompression beim Bohren nicht zu vermeiden, und diese geschädigte Substanz muss erst entfernt werden, bevor neuer, gesunder Knochen wachsen kann. Aus diesem Grund zieht sich der Knochen rund um das Implantat in den ersten Wochen nach der Implantation minimal zurück, während in dem entstandenen Spalt weiches Bindegewebe wächst. Diese herabgesetzte Primärstabilität wird im Laufe der Zeit durch die zunehmende Osseointegration aufgewogen.

Solange das neue Gewebe um das Implantat noch weich ist, gefährdet jede Bewegung des Implantats den Vorgang des Einheilens. Zu frühe Belastung – sei es durch Sofortbelastung mit Zahnersatz bei mangelnder Primärstabilität oder durch ungewollte äußere Krafteinwirkung – kann ein Implantat lockern und damit unwiederbringlich verloren gehen lassen.

Späte Implantatverluste

Spätestens nach weitgehendem Abschluss der Einheilphase wird der Zahnersatz auf den Implantaten befestigt. Das Leben mit festen dritten Zähnen und neuem Selbstbewusstsein kann beginnen. Bei sorgfältiger Mundhygiene und regelmäßiger Kontrolle und Prophylaxe in der Zahnarztpraxis können Implantate heute ein Leben lang halten.

Aber auch Verluste in der Spätphase sind möglich. Bakterielle Entzündungen an den Implantaten (die sogenannte Periimplantitis) sind besonders tückisch, weil sie meist schmerzfrei bleiben und daher oft zu spät erkannt werden. Verantwortlich sind verschiedene Keime, die sich zunächst im Plaque an der Implantatoberfläche befinden – daher ist die professionelle Zahnreinigung auch für Implantate so wichtig! Ähnlich wie bei der Parodontitis verursachen diese Keime Zahnfleischentzündungen rund um das Impantat, die später auf den Kiefer übergreifen und zur Auflösung des Knochens rund um das Implantat führen können.

Unzureichende Mundhygiene, Rauchen, Diabetes und Immunsuppression begünstigen die Periimplantitis. Wie bei der Parodontitis gibt es aber auch hier eine genetische Disposition. Bei entsprechendem Risiko führen wir vor der Implantation eine mikrobiologische Untersuchung der Mundhöhle durch. Finden wir verdächtige Bakterien, versuchen wir durch eine gezielte Antibiotikabehandlung und intensive Zahnreinigung vor dem Eingriff günstige Startbedingungen für das Implantat zu schaffen. Regelmäßige Kontrolle der Implantate und sorgfältige Prophylaxemaßnahmen sind in solchen Fällen noch wichtiger als bei Patienten ohne erhöhtes Periimplantitis-Risiko.


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