Patienten, die sich für eine Implantationsbehandlung entschieden haben, brauchen viel Geduld. Oft müssen zunächst ein oder mehrere die Zähne extrahiert werden – dann muss der Kieferknochen mehrere Monate heilen. Daraufhin folgt die Implantation der künstlichen Zahnwurzel(n). Auch diese müssen wieder monatelang einheilen. Und erst dann – endlich – wird die endgültige prothetische Versorgung eingesetzt.

Bei nicht ganz idealen Ausgangsbedingungen (geschwächter Kieferknochen) und generell bei Implantaten im Oberkiefer dauert die komplette Behandlung schon mal ein Jahr. Bei unkomplizierten Ausgangsbedingungen (kräftiger Kieferknochen) und Implantaten im Unterkiefer kann alles in fünf Monaten über die Bühne gehen – auch nicht gerade von heute auf morgen…

Sich mehrere Monate lang mit provisorischem losem Zahnersatz herumplagen, nicht richtig kauen können und warten, warten, warten: Das hat niemand ganz oben auf seiner Wunschliste. Deshalb fragen uns Patienten immer wieder nach schnelleren Lösungen. Hier ein Überblick über die Möglichkeiten, die es heute gibt – und unsere Meinung dazu.

Sofortimplantate, Sofortbelastung, Sofortversorgung

Technisch ist es kein Problem: Zahnextraktion und Implantation einer künstlichen Zahnwurzel samt Krone sind durchaus in einer einzigen Zahnarztsitzung machbar.

Von Sofortimplantaten spricht man, wenn das Implantat unmittelbar nach der Zahnextraktion (oder dem Zahnverlust) in den Kiefer eingesetzt wird. Sofortbelastung bedeutet, dass das Implantat sofort oder wenige Tage nach dem Einsetzen mit dem endgültigen Zahnersatz “gekrönt” wird.

Dann gibt es noch die Sofortversorgung: Auch hier wird die künstliche Zahnwurzel sofort nach der Implantation mit einer (allerdings provisorischen) Zahnkrone versehen. Anders als bei der Sofortbelastung ist diese Krone aber so gestaltet, dass sie ein möglichst geringes Risiko für das stabile Einwachsen des Implantats darstellt: Sie ist “niedriger” als die benachbarten Zähne, so dass sie keinen Kontakt mit den Zähnen der gegenüberliegenden Zahnreihe hat. Sie reicht nicht ganz bis zum Zahnfleischrand herunter, um das Zahnfleisch nicht zu reizen. Und manchmal wird sie noch mit den Nachbarzähnen verblockt, um den Kaudruck auch auf diese zu verteilen.

Nicht bei MeinZahn

Bei MeinZahn bieten wir Sofortimplantate, Sofortbelastung oder Sofortversorgung nicht an. Auch wenn es seit einiger Zeit durchaus seriöse Zahnärzte gibt, die das tun – wir bleiben konservativ. Wir sind der Überzeugung, dass die  sicherste und erfolgversprechendste Form der Implantatbehandlung immer noch so aussieht:

  • Implantation in den ausgeheilten Knochen
  • anschließend geschlossene Einheilung des Implantats

Und genau diese sichere Behandlung möchten wir unsere Patienten bieten. In vielen Fällen mögen Sofortimplantate und Sofortbelastung erfolgreich sein (Studien bestätigen das in der Tat). Aber wir wollen, dass Ihre Implantate immer die maximal mögliche Erfolgschance haben.

Warum genau sind Sofortimplantate potentiell problematisch?

Bei einer Sofortimplantation wird das Implantat in die offene Zahnalveole eingesetzt – in den Hohlraum im Knochen, in dem zuvor die Zahnwurzel des extrahierten Zahnes steckte. Zahnärzte, die Sofortimplantationen vornehmen, suchen sich die Kandidaten dafür ganz genau aus (oder sollten das zumindest tun): Der Kieferknochen muss kerngesund sein, und auch das Zahnfleisch darf keinerlei Zeichen von Entzündung zeigen.

Damit scheidet die Mehrheit der Patienten ohnehin schon aus: denn in der Regel werden natürlich Zähne extrahiert, die chronische, auf Behandlung nicht mehr ansprechende Entzündungsprozesse im Wurzelbereich und damit auch im Knochen aufweisen. Ein entzündeter Knochen ist ein Knochen mit reduzierter Dichte, in dem Abbauprozesse dominieren: Ganz schlechte Voraussetzungen für das Einheilen eines Implantats.

Wenn wir dagegen zuwarten, bis alle Entzündungen ausgeheilt sind und sich die Zahnalveole sogar  mit Knochensubstanz aufgefüllt hat, schaffen wir beste Bedingungen für die neue künstliche Zahnwurzel.

Was ist das Problem mit Sofortbelastung?

Wenn Sie sich einen Knochen gebrochen haben, wird der so lange in einem Gips immobilisiert, bis der Körper ihn wieder repariert hat. Warum man das tut? Während es sich regeneriert, ist Knochengewebe noch weich. Jede Bewegung kann es wieder zerstören.

Genau das ist auch der Grund, warum Implantate sich in der Einheilphase am besten überhaupt nicht bewegen sollten. Zudem ist hier die Lage etwas komplizierter als bei einem Knochenbruch: Dort wachsen zwei Knochenteile aufeinander zu, die zusammengehören – hier steckt ein Stück Titan im Kiefer. Wird die Osseointegration gestört, bildet der Körper eine Bindegewebshülle um das Implantat – und dann kann es niemals richtig fest einwachsen.

Wenn Ihr Implantat bereits unmittelbar oder kurz nach dem Einsetzen Zahnersatz trägt, den Sie zum Kauen benutzen und der von Zunge, Speichel und Lippen ständig irgendwie bewegt wird, übertragen sich diese Bewegungen auf das Implantat, und das gefährdet den Einheilungsprozess.

Sofortbelastung oder -versorgung können funktionieren…

Sicherer ist die Sofortbelastung bei miteinander verblockten Implantaten: Sind mehrere Implantate mit einer Stegkonstruktion verbunden, die wiederum die (in diesem Fall herausnehmbare) Zahnprothese trägt, erfährt das einzelne Implantat weniger Druck, Zug oder sonstige Kraftmomente. Auch die Sofortversorgung mit provisorischem Zahnersatz, der dem Kaudruck weniger ausgesetzt ist (siehe oben) ist häufig erfolgreich.

… aber wir bevorzugen die geschlossene Einheilung

Trotzdem bieten wir auch keine Form der Sofortbelastung oder Sofortversorgung an – denn wir sind von den Vorteilen der  geschlossenen Einheilung von Implantaten überzeugt.


(Foto: © HBRH, shutterstock.com)

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